Sonntag, 20. August 2023

Robertina



Wie ich ja schon berichtet habe, schreibe ich seit einem Jahr an mehreren Büchern gleichzeitig. Und seit einem Jahr warte ich darauf, dass eine Geschichte das Rennen macht und endlich fertig wird. Es besteht nun berechtigte Hoffnung, dass ihr Anfang Oktober neuen Lesestoff aus Amuylett bekommt – allerdings hat sich eine ganz andere Geschichte in den Vordergrund gedrängt als ursprünglich erwartet.


Robertinas Geschichte zu schreiben – ein Buch im personalen Erzählstil, ähnlich wie die Sumpfloch-Saga –, hat mir sehr geholfen, meine Schreibkräfte zu bündeln und nicht auf halbem Wege in Zweifeln zu versanden. Wenn es also klappt, dass das Buch bald erscheint (ich danke für gedrückte Daumen), dann könnte es auch mit allen anderen Projekten endlich mal wieder zügig vorangehen.


Der Roman spielt ca. 150 Jahre vor der Sumpfloch-Saga in Tolois – so der momentane Stand, aber das kann sich noch ändern. Ebenfalls noch ändern können sich Titel und Klappentext, doch hier bekommt ihr schon mal einen Einblick in die gegenwärtige Fassung.



Robertina - Liebe und Schatten im Waldstein-Prinzel, Klappentext:


„Sie dort“, erklärte Skalpie mit Grabesstimme und zeigte auf Robertina. „Ich will sie kaufen.“


Robertina ist außergewöhnlich schön (das meint zumindest Onkel Hörbert) und die Männer im Hotel Waldstein-Prinzel sind steinreich. Was läge also näher, als in dem berühmten Hotel abzusteigen und dort auf Junggesellenjagd zu gehen?


Onkel Hörbert glaubt an den perfekten Plan, doch in der größten Stadt der Welt trifft die Familie von Sturmblatt-Floheim schnell auf die Widrigkeiten einer unperfekten Wirklichkeit. Die Uhr tickt, das Geld schwindet und mit einem Mal erscheint der Wunsch eines gewissen Herrn Skalpie, Robertina für eine Million Goldflöhe zu kaufen, gar nicht mehr so verwerflich.


Es lockt ein Vertrag, der Robertinas Ehre, doch nicht ihr Glück beschützt. Nur einen Monat lang soll sie dem mysteriösen Ernest Skalpie für seine Arbeit zur Verfügung stehen. Doch die Gefühle, Schatten und Rätsel, die dieser Handel mit sich bringt, könnten vernichtend sein …

 

Freitag, 30. Juni 2023

Das verlorene letzte Morgenweltkapitel


Neulich hat jemand einen sieben Jahre alten Post auf Instagram von mir ausgegraben, in dem ich erzählt habe, dass ich das ursprünglich letzte Kapitel von Band 7.2 gelöscht habe, weil meine Schwester meinte, es sei überflüssig. Sie hatte absolut recht damit, da das aktuelle letzte Kapitel den perfekten Schluss für den Doppelband 7 bildet.

Nun wurde ich gebeten, dieses letzte Kapitel herauszurücken, da es vom erwachenden Fühler handelt und dringend Bedarf an Fühler-Content bestehe 😄. Ich musste erst mal danach suchen, konnte das Kapitel aber schließlich bergen und fand es dann durchaus interessant. Es ist nur kurz und nicht weiter wichtig, aber für alle, die es lesen möchten: Hier ist es!



Kapitel 37: Der Patient


Halfter betrat das Krankenzimmer ohne rücksichtsvolle Ruhe.


„Das ist er?“, fragte er laut.


„Sie sollten Ihre Stimme dämpfen“, sagte der Direktor, „ich mache Fortschritte, aber eine unabdingbare Voraussetzung für seine Genesung ist Ruhe!“


Frost, der auf der anderen Seite des Bettes stand, nickte und warf Halfter einen beschwörenden Blick zu. Halfter gab nach. Er hörte nur auf sehr wenige Menschen, eigentlich auf so gut wie gar keinen, aber er hörte auf Frost.


„Wann wacht er auf?“, fragte Halfter, leiser als zuvor.


„Dass er reagiert, ist schon ein Wunder“, erwiderte der Direktor.


„Das war keine Antwort auf meine Frage!“, murrte Halfter.


Der Direktor blickte Halfter verärgert an.


„Ich bitte Sie, von weiteren Besuchen dieser Art abzusehen, falls Sie Wert darauf legen, dass der Patient zu uns zurückkehrt. Sie verbreiten hier eine Stimmung, die unserem Ziel schadet!“


„So bin ich nun mal“, sagte Halfter. „Ein unbequemer alter Mann.“


Der unbequeme alte Mann trat näher an das Bett heran und betrachtete den Patienten, dessen Augen mit den langen Wimpern geschlossen waren. Er hatte sie seit anderthalb Jahren nicht mehr geöffnet.


„Es stimmt, was man so sagt“, stellte Halfter fest. „Der Junge ist hübsch. Eine wahre Schönheit! Verstehe, dass Repuls ihm verfallen ist.“


„Er ist sensibel“, erklärte der Direktor. „Er wird Ihnen nicht von Nutzen sein, wenn Sie ihm nicht mit Verständnis und Sanftmut begegnen.“


„Höre ich da Besorgnis heraus?“, fragte Halfter. „Hat sich das kalte Herz des Arztes für die zarte Seele seines Schützlings erwärmt?“


„So heilt man. Ich weiß jetzt wieder, warum ich es eines Tages nicht mehr geschafft habe.“


Halfter interessierte es nicht, warum der Direktor vom gefeierten Arzt zum Verbrecher abgestiegen war. Warum er alle diese Dinge getan hatte, für die man ihn zu Recht ins Gefängnis gesteckt hatte. Doch Frost interessierte es. Er wollte wissen, wie der Arzt selbst zum Irren geworden war, ausgestattet mit einem so kalten, rationalen Verstand, dass es niemandem hatte gelingen können, ihn von sich selbst zu heilen.


„Ja?“, fragte Frost. „Was wissen Sie jetzt wieder, Direktor?“


„Wie weh es tut“, antwortete der Direktor. „Ich leide mit diesem Jungen hier, ich gehe seinen Weg, ich fühle, was er fühlt – und das bedeutet bei einem Fühler etwas ganz anderes als bei einem gewöhnlichen Menschen. Er fühlt sich an wie tausend Patienten. Ich habe mich damals in meiner Arbeit verloren und es nicht mehr ausgehalten. Dieser Fall hier bringt mich abermals an den Rand meiner Kräfte.“


„Sie haben die Wahl“, sagte Halfter. „Sie können jederzeit aussteigen.“


Der Direktor beugte sich über seinen Patienten. Er schien zu horchen, er vernahm etwas. Und obwohl Halfter ein Mann war, den so leicht nichts mehr erschrecken konnte, erschrak er doch, als der Fühler plötzlich seine Augen öffnete.


„Sie sind in Sicherheit“, erklärte der Direktor dem Patienten mit einer beruhigenden, geradezu hypnotischen Stimme. „Ich werde Ihnen helfen. Sie werden in Ihr Leben zurückfinden.“


Mit offenen Augen war der Fühler noch hübscher. Aber sie hatten den Mann nicht aufgeweckt, um sich an seinem Anblick zu erfreuen. Halfter brauchte seine Gabe. Und da Halfter kein Dummkopf war und wusste, wann er seinen eigenen Zielen im Weg stand, machte er Frost ein Zeichen, ihm zu folgen und den Patienten der Fürsorge seines Heilers zu überantworten.


„Weißt du, Frost, warum ich jedem anderen Möchtegern-Monster überlegen bin?“, fragte Halfter, als sie das Zimmer verlassen hatten und die Gänge des Sanatoriums durchschritten. „Warum mir Pelohel, Desiderat und Weißer Stern niemals das Wasser reichen können?“


„Ja, Halfter, das weiß ich. Je älter du wirst, desto häufiger wiederholst du dich.“


„Schade, ich hätte es dir so gerne noch einmal erzählt.“


„Nur zu!“, sagte Frost. „Ich werde so tun, als wäre mir die Erkenntnis ganz neu.“


„Der Grund dafür ist“, begann Halfter und dann legte er eine künstliche Pause ein, um die Spannung zu erhöhen, obwohl er wusste, dass diese Spannung ohnehin nicht existierte, „dass man mich mögen kann.“


Frost lachte.


„Ja, das kann man“, sagte er. „Aber man sollte es besser nicht tun. Bei Gott – man sollte es nicht!“


Sie verließen das austrische Sanatorium durch den Hintereingang und traten hinaus in den glitzernden Schnee. Über Nacht war der Winter gekommen. Die Kälte begann. 




Mittwoch, 21. Juni 2023

Ein Gangwolfproblem

 


Zur Feier des Sommeranfangs gibt es mal wieder einen Ausschnitt aus dem zehnten Sumpfloch-Saga-Band - ihr findet ihn am Ende dieses Posts. Zu der Frage, ob ich mit dem Buch vorankomme (die wird mir gerade häufiger gestellt), kann ich nur sagen: „Ja, aber so langsam wie eine Schildkröte.“ 


Ich arbeite außerdem parallel an einem Buch, das nicht in Amuylett spielt. Es handelt von Zügen, bunten Kuchen und einem unheimlichen Kaninchen. Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben, das ein wenig an „Lost“ erinnert (vielleicht kennt jemand von euch diese geniale Serie), aber ich glaube, der Text bewegt sich gerade etwas von dieser Idee weg 😅. 


Mein drittes Arbeitsprojekt ist die Neuauflage von Rabenschwärze. Wie kein anderes Buch versetzt mich Elsas Geschichte an entrückte Orte meiner persönlichen Vergangenheit, als ich allein und von großen Dingen träumend durch die Welt spaziert bin und mein eigenes Leben wie einen Film betrachtet habe. Ich bin immer wieder verzaubert und erschüttert von dieser Geschichte, weswegen sie unbedingt eine Form erhalten soll, mit der ich vollauf zufrieden bin. Auch wenn mir diese Arbeit manchmal uferlos und nicht ganz vernünftig vorkommt 😄.


In diesem Sinne wünsche ich euch unbeschwerte Sommertage, die ihr verrückt, hingebungsvoll oder planlos dahintreibend verbringt und an denen ihr, ohne es zu merken, Erinnerungen für die Ewigkeit strickt 💛.



„Ein Gangwolfproblem“ (Ausschnitt aus dem zehnten Band der Sumpfloch-Saga)


Gerald blickte über das Gebirge aus Bücherstapeln und Papierbergen, das fast sein ganzes Arbeitszimmer einnahm, und fragte sich, ob das mit dem Studium an der Mystoflia-Universität eine gute Idee gewesen war. Was er hier an Wissen zusammengetragen hatte, musste sich in dreißig Tagen abrufbar in seinem Kopf befinden und er hegte berechtigte Zweifel daran, dass die Verwandlung von Buchstaben in Wissen in diesem kurzen Zeitraum gelingen konnte.


‚Das ist so typisch‘, vernahm er die Stimme seines unerträglichen besten Freundes in seinen Gedanken. ‚Warum fängst du nicht einfach an?‘


„Weil ich keine Lust habe?“, erwiderte Gerald mit lauter Stimme. „Es ist Sommer! Da draußen leuchtet eine riesengroße Welt, die wir mühsam gerettet haben, und ich soll hier sitzen und meine Zeit vergeuden. Ich schmeiße es hin. Ich breche ab. Wenn es nicht so blamabel wäre, hätte ich es längst getan.“


Gerald spürte das Unheil kommen. Die vertrackte Verbindung, die zwischen ihm und Hanns bestand, ging so weit, dass er körperlich wahrnehmen konnte, wenn sich der Herrscher von Fortinbrack näherte. Und das tat er – so schnell, dass sich Gerald am liebsten unter dem Schreibtisch verkrochen hätte, um ihm zu entgehen. Warum war der Kerl überhaupt schon wach? Es war erst kurz nach fünf Uhr, die Vögel sangen draußen nach Leibeskräften und der Himmel war gerade mal blassrosa.


„Wir hatten das schon mal!“, rief Hanns, kaum dass er die Tür des Arbeitszimmers aufgerissen hatte und in Geralds melancholischen, frühmorgendlichen Frieden hineingeplatzt war. „Es war dein Traum, an dieser Universität zu studieren. Schon immer. Aber jedes Mal, wenn es ein bisschen Geduld und Durchhaltevermögen braucht, um ein paar lächerliche Aufgaben zu lösen, willst du losrennen und Abenteuer bestehen. Du wolltest nie wie dein Vater werden, der ständig abgehauen ist, weil es ihm ganz schnell zu mühsam oder zu langweilig wurde, aber anscheinend bist du zu feige, um deinen inneren Kampf mit allen Waffen auszufechten.“


„Mit allen Waffen?“, fragte Gerald und legte, um Gelassenheit zu demonstrieren, seine Beine auf den Schreibtisch, mitten auf die Arbeitsliste, die er erstellt hatte. „Das klingt spannend.“


Hanns ließ sich auf das kleine Sofa fallen, das eigentlich nur in der Ecke stand, damit Maria, wenn sie mal zu Hause war, dort sitzen und Gerald vom Lernen ablenken konnte. Der Herrscher von Fortinbrack fuhr sich mit den Fingern durch das blonde Haar, das er seit dem Winter hatte wachsen lassen – wahrscheinlich nur, um es sich regelmäßig mit einer dramatischen Geste aus dem Gesicht pflügen zu können.


„Das ist Quatsch“, kommentierte Hanns Geralds Gedanken. „Ich lasse es wachsen, um mich besser tarnen zu können. Wenn mein Gesicht dahinter verschwindet, muss ich mich kaum noch anstrengen.“


„Ach, komm …“


„Allerdings nervt es ziemlich, dass ich ständig für freie Sicht sorgen muss.“


„Ich könnte dir ein paar Schmetterlingshaarspangen von Maria borgen.“


„Lenk nicht von deinem Problem ab.“


„Ich habe kein Problem.“


„Doch, du hast ein gewaltiges Gangwolfproblem. Aber ich bin nicht dein Viego und darum werde ich nicht tatenlos zusehen, wie du zwischen zwei Lebensentwürfen hin-und hertorkelst, ohne dich für einen davon entscheiden zu können.“

Freitag, 12. Mai 2023

Bunte Säfte

Wer mag, kann hier in den zehnten Sumpfloch-Saga-Band hineinlesen (der noch lange nicht fertig sein wird). Achtung, Spoiler-Gefahr für diejenigen, die noch dabei sind, die ersten neun Bände zu lesen 😌. Und da ich auf Instagram gefragt wurde: Die Geschichte war und ist nach dem neunten Band abgeschlossen. Band 10 ist eine Vertiefung und Fortführung der Geschichte. Eine Erforschung der Zeit, des Seins und der Niemandsländer in uns. Wer dazu Lust hat, kann es lesen, aber man muss es nicht gelesen haben, um die Sumpfloch-Saga zu kennen.



Fotos: Shutterstock.com, Text: Halo Summer


Aus Band 10 der Sumpfloch-Saga, Kapitel 2:


„Und?“, fragte Lisandra, als sie Etterané kommen sah. „Was hat dir unser geschätzter Lord von und zu Besserwisser geraten? Bestimmt hast du ihn nur anspiegelfoniert, um seine vortreffliche Visage bewundern zu können. Und nun bereust du es, weil es nämlich gefährlich ist, das Interesse des Herrn von Fortinbrack zu erregen.“


Etterané überging die Provokation. Ja, sie hatte ein Schwäche für diese spezielle, nicht ganz einfache Visage, aber die gehörte ihr nun mal nicht.


„Lass mich raten!“, fuhr Lisandra fort. „Er kommt her, um die Sache persönlich in die Hand zu nehmen. Weil er nämlich die ganze Zeit auf einen dummen Zufall wie diesen gewartet hat. Er wird dem guten Amadeus Meister das vorlaute Maul mit einem Hefter der eigenen Adamastserie zutackern und ihm sein Satyrproblem wegnehmen, nur damit wir es danach an der Backe haben.“


Etterané lehnte sich an eine der beiden noch stehenden Säulen und gab Lisandras Hängematte per Magikalie einen Stoß, sodass sie heftig hin- und herschaukelte.


„Wenn du so gut darin bist, deine eigenen Fragen zu beantworten“, sagte sie, „warum stellst du sie dann überhaupt?“


„Ach, es hilft mir beim Denken“, meinte Lisandra. „Aber ist das nicht typisch? Ich komme nach Hornfall, um mich zu erholen und endlich mal abzuschalten – und dann heftet sich ein noch größerer Ärger an meine Fersen.“


„Meine Liebe“, erwiderte Etterané, „ich sitze auf einem Thron, um den weit mehr brutale und skrupellose Verwandte herumschleichen, als meine Albträume fassen können. Hier erholt man sich nicht und hier schaltet man auch nicht ab. An diesem Ort muss man täglich mit dem Schlimmsten rechnen.“


„Du vielleicht. Ich trinke bunte Säfte und stopfe in mich rein, was eure komische Dschungelküche so hergibt.“


Bumm. Man sollte eine mächtige Zauberin und Königin nicht in einem Moment, in dem ihre Nerven auf das Höchste angespannt sind, ärgern. Lisandra konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Etterané die Seile ihrer Hängematte in glühenden Staub verwandelte. Mit einem dumpfen Schlag landete das fünfte Erdenkind auf der harten Erde. Frittierte Früchte flogen ihr um die Ohren, ein buntes Saftgetränk ergoss sich über ihr sommersprossiges Gesicht. Doch Lisandra lachte nur. Sie lag auf dem Rücken, strampelte dramatisch mit den Beinen und schien bester Laune zu sein.


Donnerstag, 16. März 2023

Die Magie einer Autorenschnecke

 

Ich habe jemandem versprochen (ja, dir Hans mit einem „n“), endlich mal wieder etwas zu posten. Gleichzeitig entschuldige ich mich für die lange Stille, aber ich war schreibverwirrt in den Niemandsländern unterwegs, immer wieder wortlos und auf der Suche nach dem Leuchten der Buchstaben. So eine Zeit ist unbequem, aber muss ausgehalten werden, denn ohne eine lebendige Kompassnadel in mir drin bin ich ziellos und jeder eingeschlagene Schreibweg erscheint mir blass und überflüssig.


Ich habe viel geschrieben und fast genauso viel wieder aufgegeben, habe hundert Wege ausprobiert, habe Vergangenheit und Zukunft losgelassen, habe möglichst ehrlich in mich selbst, mein Leben und die Welt hineingehorcht. So lange, bis ich endlich in einem Wald aus erloschenen Fragen über jene Gewissheit gestolpert bin, die meine Arbeit mit Magie speist. Eine Magie, die ich eigentlich nicht verstehe, die aber plötzlich alles belebt, wenn ich mich wie Maria furchtlos in weltlose Räume begebe, zuversichtlich, dass das schon irgendwie klappen wird.


Genau diese Zuversicht hat mir im letzten Herbst, als ich am zehnten Band der Sumpfloch-Saga geschrieben habe, gefehlt. Was ich geschrieben hatte, war gut, aber ich bin in Panik geraten, dass die Aufgabe zu groß und ich zu klein dafür sein könnte. Zudem hat mich das Werk, das ihr auf dem Foto im Regal stehen seht, mit seiner Bedeutung erdrückt.


Mittlerweile habe ich viel gelernt und herausgefunden. Es bringt nichts, ehrfürchtig vor dem Regal zu stehen und sich zu fragen, wie ich das jemals schaffen konnte. Denn ich habe ja nichts geschafft in dem Sinne, dass ich ein Gebirge von Buchstaben hochgewuchtet und von einer Wirklichkeit in die andere getragen hätte. Die Saga wurde nicht an einem Tag geschrieben, sondern ich habe sie jahrelang Wort für Wort entdeckt, ein- und ausgeatmet, durchwandert, erlebt. Wie das Leben selbst hat sie sich ereignet. Sie kam des Weges, ihr Weg war meiner.


Neulich habe ich das Manuskript von Sumpfloch 10 wieder geöffnet und bin darin versunken. Ich habe Problemstellen ausgemacht, sah aber auch, dass die Erzählung genauso lebendig war wie die bereits veröffentlichten Teile. Ich besserte aus, was nicht stimmte, schrieb weiter und war auf einmal wieder eins mit Amuylett. Die Magie fließt, sobald ich aufhöre, nachzudenken. Ich muss mich blind auf etwas verlassen, das ich nicht erklären kann.


Breik, der Halbsatyr, spielt übrigens auch eine Rolle im zehnten Teil, weswegen ich im August auf die Idee kam, die Zaubermacher innerhalb der Saga weiterzuerzählen. Doch das hat nicht geklappt. Mittlerweile liegen etliche Anfänge der Zaubermacher-Fortsetzung und ein sehr schönes Cover in meinem digitalen „Mal-sehen“-Ordner, ebenso wie weitere angefangene Geschichten innerhalb und außerhalb von Amuylett. Auch das bereits begonnene Rabenschwärze-Projekt wartet. Leider weiß ich auf jegliche Fragen, die mit dem Wort „wann“ anfangen, keine Antwort. In meinem Schreibuniversum boykottiert der Bus der Wunder mit Wonne jeden Fahrplan.


Vor einigen Wochen war ich krank (zum ersten Mal der prominente Virus) und während meiner Genesungszeit bin ich tief, bis über beide Ohren in „Die unendliche Geschichte“ eingetaucht. Michael Ende hat mit diesem wunderbaren Werk gerungen, hat immer wieder neu angefangen, hat sich in die Geschichte hinein- und wieder herausgearbeitet und dabei sehr viel mehr im Papierkorb versenkt als stehen gelassen.


 Es hat mir Mut gemacht, das zu lesen, denn der Aufwand, den ich manchmal betreibe, weil ich sonst nicht zufrieden bin, kommt mir zunehmend zermürbend und unzeitgemäß vor. In diesem Tempo wird man aus allen Richtungen mit lautem Geknatter überholt. Aber was zählt, ist doch am Ende der Wert, den eine Geschichte hat – für einen selbst und für diejenigen, die sie lesen.


„Die unendliche Geschichte“ hat mich zutiefst beeindruckt, als ich dreizehn war, und sie hat mich vierzig Jahre später noch einmal mitgerissen und in einen ganz besonderen Zustand versetzt. Genau das wünsche ich mir von Büchern! Manchmal muss man eben ringen und hadern, um den Zauberweg zu finden. Ja, mehr noch als das: Im Ringen selbst erfüllt sich etwas. Und wenn sich etwas erfüllt, dann ist eigentlich alles gut 😊.


Ich bitte also um Verzeihung für die lange Wartezeit und bedanke mich vielmals für eure Geduld, den wertvollen Rückhalt und euren Glauben an mich. Ohne euch wäre ich keine Heldin auf der Suche, sondern nur eine konfuse Maria ohne Bodenhaftung. Ganz großen, herzlichen Dank dafür 💖.


Donnerstag, 25. August 2022

Halo X

Happy Birthday to Me –  heute vor elf Jahren habe ich den ersten Band der Sumpfloch-Saga veröffentlicht und Halo Summer kam sozusagen auf die Welt. Zur Feier des Tages und weil es gerade so gut passt, konfrontiere ich euch mit einem Ratespiel: Woran arbeite ich zurzeit? Das Bild – eine Studie zu einem Cover-Entwurf – lässt es vielleicht erahnen. Die Geschichte belagert mich seit ein paar Monaten und will offenbar unbedingt geschrieben werden. Es mag unvernünftig sein, aber manchmal steckt auch ein wenig Hanns in mir und ich schlage alle Bedenken in den Wind …




Mittwoch, 6. Juli 2022

Sumpflochsommer

 


Zurzeit nur 99 Cent – die ersten beiden Bände der Sumpfloch-Saga für kurze Zeit als Sommer-Deal!

„Gibt es eigentlich berühmte Leute, die in Sumpfloch zur Schule gegangen sind?“, fragte Maria.
„Klar“, sagte Scarlett. „Berühmte Giftmischer, Piraten, Schmuggler, Sklaventreiber und Diktatoren. Es ist eine Schule für zukünftige Verbrecher.“
„Jetzt übertreibst du aber“, widersprach Berry. „Natürlich gab es schwarze Schafe, aber die meisten Schüler wurden später ganz normale Leute.“
„Und weiße Schafe?“, fragte Maria. „Also berühmte weiße Schafe? Gibt es die auch?“
„Du meinst angesehene Doktoren, Zauberer, Politiker oder Dichter, die in Sumpfloch zur Schule gegangen sind?“, fragte Scarlett.
„Ja, genau die meine ich!“, rief Maria.
„Nein“, sagte Scarlett knapp. „So was gibt’s nicht.“

Feenlicht und Krötenzauber: 


Dunkelherzen und Sternenstaub: