Donnerstag, 20. Dezember 2018

Die flüchtige Zeit


Schöne Zeiten sind flüchtig, daher sollte man sie bewusst genießen. So geht es mir gerade während des Schreibens des letzten Sumpfloch-Saga-Bandes. Ich schreibe drei Seiten am Tag, jeden Tag. Ich denke viel über die Geschichte nach. Ich kann gut schlafen, gut essen, gut leben, freue mich jeden Morgen, dass ich auf der Welt bin. Natürlich hoffe ich manchmal, es würden mal fünf oder zehn Seiten pro Tag werden, so wie früher. Aber mir ist auch klar, dass ich früher, wenn ich fünf bis zehn Seiten am Tag geschrieben habe, nicht gut geschlafen habe, nicht gut essen konnte und im Reservemodus gelebt habe. Ich war aufgeregt, unruhig, stand unter Strom, fieberte dem Abschluss des Buches entgegen, einer neuen Veröffentlichung, einem guten Verkaufsrang und damit mehr Sicherheit in meinem Traumberuf. 

Mittlerweile bin ich in der luxuriösen Position, mir Zeit lassen zu dürfen. Nicht unendlich viel Zeit, aber mehr als viele andere Autoren. Das ist in dem Bereich, in dem ich arbeite, wirklich selten. Ich kann mir das leisten, weil ihr, meine lieben Leser, glücklicherweise komplexe und eher ungewöhnliche Bücher von mir erwartet und wisst, dass solche Bücher nicht von heute auf morgen entstehen. Ich genieße diese wunderbare Situation, solange sie anhält, und stecke alles, was ich zu bieten habe, in meine drei Seiten am Tag. Auf diese Weise ist Band 9 bereits auf sechshundert Seiten angewachsen. Zurzeit schreibe ich an Kapitel 43. Fünfzehn Kapitel fehlen noch und so müssen noch einige Tage vergehen, bis das Werk steht. 

Es verblüfft mich immer wieder, wie ich gemeinsam mit meinen Helden klüger werde. Gerade begreife ich, dass Zauberei letztendlich auch die Kunst ist, das Leben leben zu können. Die heilige Universumskröte hat uns bei der Geburt diesen Magikaliebaukasten mit auf den Weg gegeben, nur leider ohne Gebrauchsanweisung. Und nachdem ich nun jahrzehntelang ein Jahr auf das andere geschichtet habe, erkenne ich allmählich, dass ich mit dem ganzen Zeug, das mir teilweise nutzlos oder gar defekt erschien, tatsächlich zaubern kann. Aber dazu brauchte ich die flüchtige Zeit als Katalysator – ohne sie kommen wir nirgendwohin. 

Mein Jahr 2018 ist nun auch dabei zu flüchten und wie immer vor dem Jahreswechsel bin ich ein wenig ehrfürchtig: Was wird kommen? Dank euch weiß ich: Ich brauche nur weiterzugehen, drei Seiten am Tag, und dann werde ich im Frühling oder spätestens im Sommer mit dem fertigen Abschluss der Saga unter dem Arm bei euch ankommen. Ich freue mich schon so sehr darauf! Aber jetzt wünsche ich euch erst mal eine magische Weihnachtszeit und für das nächste Jahr viele Erleuchtungen und das glückliche Gefühl, dass es die flüchtige Zeit gut mit euch meint. Alles Liebe <3 und bis bald!