Freitag, 12. Mai 2023

Bunte Säfte

Wer mag, kann hier in den zehnten Sumpfloch-Saga-Band hineinlesen (der noch lange nicht fertig sein wird). Achtung, Spoiler-Gefahr für diejenigen, die noch dabei sind, die ersten neun Bände zu lesen 😌. Und da ich auf Instagram gefragt wurde: Die Geschichte war und ist nach dem neunten Band abgeschlossen. Band 10 ist eine Vertiefung und Fortführung der Geschichte. Eine Erforschung der Zeit, des Seins und der Niemandsländer in uns. Wer dazu Lust hat, kann es lesen, aber man muss es nicht gelesen haben, um die Sumpfloch-Saga zu kennen.



Fotos: Shutterstock.com, Text: Halo Summer


Aus Band 10 der Sumpfloch-Saga, Kapitel 2:


„Und?“, fragte Lisandra, als sie Etterané kommen sah. „Was hat dir unser geschätzter Lord von und zu Besserwisser geraten? Bestimmt hast du ihn nur anspiegelfoniert, um seine vortreffliche Visage bewundern zu können. Und nun bereust du es, weil es nämlich gefährlich ist, das Interesse des Herrn von Fortinbrack zu erregen.“


Etterané überging die Provokation. Ja, sie hatte ein Schwäche für diese spezielle, nicht ganz einfache Visage, aber die gehörte ihr nun mal nicht.


„Lass mich raten!“, fuhr Lisandra fort. „Er kommt her, um die Sache persönlich in die Hand zu nehmen. Weil er nämlich die ganze Zeit auf einen dummen Zufall wie diesen gewartet hat. Er wird dem guten Amadeus Meister das vorlaute Maul mit einem Hefter der eigenen Adamastserie zutackern und ihm sein Satyrproblem wegnehmen, nur damit wir es danach an der Backe haben.“


Etterané lehnte sich an eine der beiden noch stehenden Säulen und gab Lisandras Hängematte per Magikalie einen Stoß, sodass sie heftig hin- und herschaukelte.


„Wenn du so gut darin bist, deine eigenen Fragen zu beantworten“, sagte sie, „warum stellst du sie dann überhaupt?“


„Ach, es hilft mir beim Denken“, meinte Lisandra. „Aber ist das nicht typisch? Ich komme nach Hornfall, um mich zu erholen und endlich mal abzuschalten – und dann heftet sich ein noch größerer Ärger an meine Fersen.“


„Meine Liebe“, erwiderte Etterané, „ich sitze auf einem Thron, um den weit mehr brutale und skrupellose Verwandte herumschleichen, als meine Albträume fassen können. Hier erholt man sich nicht und hier schaltet man auch nicht ab. An diesem Ort muss man täglich mit dem Schlimmsten rechnen.“


„Du vielleicht. Ich trinke bunte Säfte und stopfe in mich rein, was eure komische Dschungelküche so hergibt.“


Bumm. Man sollte eine mächtige Zauberin und Königin nicht in einem Moment, in dem ihre Nerven auf das Höchste angespannt sind, ärgern. Lisandra konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Etterané die Seile ihrer Hängematte in glühenden Staub verwandelte. Mit einem dumpfen Schlag landete das fünfte Erdenkind auf der harten Erde. Frittierte Früchte flogen ihr um die Ohren, ein buntes Saftgetränk ergoss sich über ihr sommersprossiges Gesicht. Doch Lisandra lachte nur. Sie lag auf dem Rücken, strampelte dramatisch mit den Beinen und schien bester Laune zu sein.