Montag, 12. Juli 2021

Schreiben im Pippi-Langstrumpf-Stil

 


Aschenkindel 3 hat mir so viel Spaß gemacht wie schon lange kein Buch mehr. Was nicht heißen soll, dass mir das Schreiben der anderen Bücher keine Freude bereitet hätte, aber wie bei einer Bergbesteigung mit schwerem Gepäck wurde es mir zur Gewohnheit, abwechselnd die schöne Aussicht zu genießen und dann wieder unter der Anstrengung zu ächzen.


Diesmal bin ich einfach losgerannt wie ein kleines Kind, das einem plötzlichen Einfall folgt, bin hierhin und dorthin gestürmt, absorbiert von den Wundern am Wegesrand, und plötzlich stand ich auf dem Gipfel. Das Gepäck hatte ich unten im Tal gelassen und habe es unterwegs auch nicht vermisst.


So stelle ich wieder einmal fest, wie ähnlich sich Schreiben und Leben sind. Unmittelbar nach meinem ersten Erfolg war ich unbekümmert und hatte schier unendliche Kräfte. Mit jedem Schritt und jeder Errungenschaft wurde ich wissender, reifer und erwachsener, doch zunehmend auch sorgenvoller. Ich sah mehr Fehler, mehr Fallen, mehr Pflichten.


Ob man nun lebt oder schreibt, das Wissen kann allmählich zur Last werden. Man rennt nicht mehr drauf los, sondern plant, hofft, fürchtet sich oder erwartet etwas. Das Gedankengepäck wird schwerer und drückender und im schlimmsten Fall verwechselt man es mit dem Leben (oder dem Schreiben) selbst.


Irgendwann kommt der Zeitpunkt,  an dem es ratsam und angemessen ist, das Gepäck abzuwerfen. Die Verantwortung bleibt, aber die vielen Gedanken, mit denen man sein Tun beschwert, kann man getrost aufgeben. Für mich hieß das beim Schreiben, blind dem Lustprinzip zu folgen und alles zu ignorieren, was meine Freude an den beobachteten Phänomenen hätte trüben können.


So bin ich schreibend gewandert, bei Regen und bei Sonnenschein, und habe die Welt auf kindlich sorglose Weise unter die Lupe genommen. Meine Triebfeder war eine sinnliche Gier nach imaginären Ereignissen. Aus Wünschen wurden Wunder, der Weg fand sich planlos von allein, das Ziel entstand aus jedem einzelnen Schritt.


Bei Aschenkindel 3 hat sich dieser Pippi-Langstrumpf-Stil bewährt – zumindest für mich. Ob sich das Buch so stark liest, wie sich die Autorin beim Schreiben gefühlt hat, müsst ihr dann Mitte oder Ende August beurteilen, wenn die E-Book-Version meines momentanen Lieblingsaschenkindelbuches erscheint. Die Taschenbuchausgabe kommt beim Drachenmond Verlag heraus – vermutlich zwei Monate später. Ich freue mich schon sehr darauf, die Geschichte mit euch zu teilen!


PS: Was für Aschenkindel 3 zutraf, gilt allerdings nicht für diesen Post. Ich habe ihn zehnmal umgeschrieben, weil es mir schwerfällt, einen Prozess in Worte zu fassen, der mich so angenehm verwundert und erstaunt hat. Ich schätze, es ist einfacher, eine Geschichte zu schreiben und diese für sich selbst sprechen zu lassen, als zu erklären, was man tut :-D.