Donnerstag, 14. Februar 2013

Wie ich zum Schreiben gekommen bin ...




In einem Amazon-Forum wurde ich neulich gefragt, wie ich zum Schreiben gekommen bin (ja, Key, das warst du – liebe Grüße!). Darauf sind mir tausend und gar keine Antwort eingefallen. Ich glaube ja sowieso, dass eine einzige Antwort der Wahrheit oft nicht gerecht wird. Viele Antworten, die sich vielleicht sogar widersprechen, beschreiben die Wirklichkeit unter Umständen genauer. Ich habe jetzt mal aus tausend Antworten drei herausgesucht, die mir nicht ganz sinnlos erscheinen.

Antwort 1:

Ich kann wesentlich besser schreiben als reden. Wer schon das Vergnügen hatte, mehrere Sätze mit mir reden zu müssen, ohne mich besonders gut zu kennen, hat sich vermutlich sehr gelangweilt. Denn mir fällt in Gegenwart anderer Menschen einfach nichts ein. Ich bin dann nervös und meine Gedanken stolpern, stottern und schweigen. Bin ich alleine, fällt mir eine Menge ein. Indem ich es aufschreibe, erzähle ich es dem Rest der Welt, und in Form von Geschichten geht das am allerbesten.

Antwort 2:

Ich war noch ein Kind, als beim Mittagessen über einen Freund meiner Schwester gesprochen wurde. Nennen wir ihn mal Archibald (in Wirklichkeit hieß er natürlich anders). Meine Mutter sagte in besorgtem Tonfall: „Mir scheint, Archibald ist ein Träumer!“ Ich fragte vorsichtig: „Was ist das – ein Träumer?“ Mir wurde erklärt, dass Träumer sich gerne etwas ausdenken. Mit fernen Welten kommen sie gut klar, dafür haben sie Schwierigkeiten mit der Wirklichkeit. „Aus einem Träumer kann aber trotzdem etwas werden!“, versicherte mir meine Mutter schnell, als sie meinen bestürzten Gesichtsausdruck sah. „Was denn?“, fragte ich. „Na ja, Schriftsteller zum Beispiel.“ Aha, dachte ich. Schriftsteller also. Übrigens ist auch aus Archibald etwas geworden: Er wurde Pfarrer.

Antwort 3:

Ich war schon immer eine faule und langsame Leserin. Mit 13 habe ich mir von meinem Taschengeld „Herr der Ringe“ gekauft und niemand hat geglaubt, dass ich das wirklich lese. Auf diese Weise herausgefordert, habe ich es gelesen, Satz für Satz, und das hat ein halbes Jahr gedauert. Das Buch hat mich sehr beeindruckt. So sehr, dass ich am Ende in Tränen ausgebrochen bin und mir geschworen habe, selbst mal so etwas Großartiges zu schreiben (oder es wenigstens zu versuchen). Seit diesem Tag habe ich geübt und sehr viel beschriebenes Papier fand seinen Weg in echte und digitale Papierkörbe. Die eine oder andere Geschichte hat überlebt, aber ich bin immer noch auf dem Weg und habe mein Ziel noch nicht erreicht. Zum Glück, denn sonst wüsste ich ja gar nicht, wo ich als Nächstes hingehen soll.

Das waren drei von vielen Antworten, wie ich zum Schreiben gekommen bin. Tatsache ist, dass mich meine Schreibübungen durchs Leben getragen haben, durch Schule, Uni und Beruf. Interessant finde ich vor dem Hintergrund, dass es oft die Defizite sind, die einen erkennen lassen, was man gut kann, was man wirklich will und welchen Weg man einschlagen sollte. Insofern sind auch Defizite was Gutes. So, das war jetzt noch das Wort zum Sonntag – Archibald lässt grüßen!

3 Kommentare:

  1. Drei so schöne Gründe, warum ein Schriftsteller schreibt, hab ich noch nie gelesen!

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  2. Hallo Sonja,
    das ist ein mindestens ebenso schöner Kommentar!
    Danke und liebe Grüße
    Halo

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  3. Noch viel schöner als die obigen Gründe finde ich die Tatsache, dass du wirklich Schriftstellerin geworden bist. Danke dafür, ich liebe deine Bücher sehr!! Du hast so ein großes Talent und so unfassbar viel Fantasie!

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