Freitag, 20. Mai 2016

Annas Wörter


Ein Zitat aus dem neuen Buch; man könnte aber auch sagen, es geht hier um den Prozess des Schreibens. Also das, was ich jeden Tag mache :-).

Anna vollendete die Notiz, die sie zuvor unterbrochen hatte, und schrieb die neuen Wörter auf, die Gerald ihr diktierte. Frost. Frösteln. Frieren. Wärme vermissen, eine kriechende Kälte auf der Haut spüren, aus einer Angst heraus beben oder von Hunger geschüttelt sein. Zu lange im Schnee gestanden, zu lange durch den Regen gelaufen, zu lange gewartet, auf etwas, das nicht kam. Der Frost frisst sich ins Herz, der Frost kühlt ein erhitztes Gemüt. So viele Bedeutungen, so viele Fährten, die von einem Wort zum nächsten führten. Geschichten, versteckt im Schnee. Annas Geist folgte den stillen Spuren und füllte die Seiten ihres Notizbuches mit Schriftzeichen. Sie fand sich selbst, während sie schrieb. Sie fand sich selbst unter dem Frost einer erstarrten Gedankenlandschaft.
(Aus „Der tiefste Grund“, Kapitel 6: Annas Wörter)

2 Kommentare:

  1. Ich finde es jetzt schon sehr toll, dass auch etwas aus der Sicht von Anna erzählt wird.
    Es würde mich freuen wenn auch etwas aus Grohanns oder Gems Sicht beschrieben wird.
    LG Johanna

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    1. Wir werden sehen :-) Danke, Johanna, und liebe Grüße!
      Halo

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