Antwort 1:
Ich kann wesentlich besser schreiben als reden. Wer schon
das Vergnügen hatte, mehrere Sätze mit mir reden zu müssen, ohne mich besonders
gut zu kennen, hat sich vermutlich sehr gelangweilt. Denn mir fällt in
Gegenwart anderer Menschen einfach nichts ein. Ich bin dann nervös und meine
Gedanken stolpern, stottern und schweigen. Bin ich alleine, fällt mir eine
Menge ein. Indem ich es aufschreibe, erzähle ich es dem Rest der Welt, und in
Form von Geschichten geht das am allerbesten.
Antwort 2:
Ich war noch ein Kind, als beim Mittagessen über einen
Freund meiner Schwester gesprochen wurde. Nennen wir ihn mal Archibald (in
Wirklichkeit hieß er natürlich anders). Meine Mutter sagte in besorgtem
Tonfall: „Mir scheint, Archibald ist ein Träumer!“ Ich fragte vorsichtig: „Was
ist das – ein Träumer?“ Mir wurde erklärt, dass Träumer sich gerne etwas
ausdenken. Mit fernen Welten kommen sie gut klar, dafür haben sie
Schwierigkeiten mit der Wirklichkeit. „Aus einem Träumer kann aber trotzdem
etwas werden!“, versicherte mir meine Mutter schnell, als sie meinen bestürzten
Gesichtsausdruck sah. „Was denn?“, fragte ich. „Na ja, Schriftsteller zum
Beispiel.“ Aha, dachte ich. Schriftsteller also. Übrigens ist auch aus
Archibald etwas geworden: Er wurde Pfarrer.
Antwort 3:
Ich war schon immer eine faule und langsame Leserin. Mit 13
habe ich mir von meinem Taschengeld „Herr der Ringe“ gekauft und niemand hat
geglaubt, dass ich das wirklich lese. Auf diese Weise herausgefordert, habe ich
es gelesen, Satz für Satz, und das hat ein halbes Jahr gedauert. Das Buch hat
mich sehr beeindruckt. So sehr, dass ich am Ende in Tränen ausgebrochen bin und
mir geschworen habe, selbst mal so etwas Großartiges zu schreiben (oder es wenigstens
zu versuchen). Seit diesem Tag habe ich geübt und sehr viel beschriebenes
Papier fand seinen Weg in echte und digitale Papierkörbe. Die eine oder andere
Geschichte hat überlebt, aber ich bin immer noch auf dem Weg und habe mein Ziel
noch nicht erreicht. Zum Glück, denn sonst wüsste ich ja gar nicht, wo ich als
Nächstes hingehen soll.
Das waren drei von vielen Antworten, wie ich zum Schreiben gekommen bin.
Tatsache ist, dass mich meine Schreibübungen durchs Leben getragen haben, durch
Schule, Uni und Beruf. Interessant finde ich vor dem Hintergrund, dass es oft die
Defizite sind, die einen erkennen lassen, was man gut kann, was man wirklich will und welchen Weg man
einschlagen sollte. Insofern sind auch Defizite was Gutes. So, das war jetzt
noch das Wort zum Sonntag – Archibald lässt grüßen!
Drei so schöne Gründe, warum ein Schriftsteller schreibt, hab ich noch nie gelesen!
AntwortenLöschenHallo Sonja,
AntwortenLöschendas ist ein mindestens ebenso schöner Kommentar!
Danke und liebe Grüße
Halo
Noch viel schöner als die obigen Gründe finde ich die Tatsache, dass du wirklich Schriftstellerin geworden bist. Danke dafür, ich liebe deine Bücher sehr!! Du hast so ein großes Talent und so unfassbar viel Fantasie!
AntwortenLöschen